10742 Der gehetzte Arzt – eine Gefahr für die Qualität
Die Gesundheit vieler Ärztinnen und Ärzte in deutschen Kliniken ist gefährdet: Berufliche Dauerbelastung und Überforderung führt in vielen Bereichen dazu, dass nicht selten auch schon junges Arztpersonal kurz vor dem Burn-out steht. Was sind die Ursachen und die Folgen dieses wachsenden Notstands und welche Möglichkeiten der Entlastung und Verbesserung der Situation für die Ärztinnen und Ärzte gibt es? von: |
1 Überlastung und Stress beim Arztpersonal
Arbeitsbedingungen stark verändert
Die Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte in deutschen Kliniken und Krankenhäusern haben sich in den letzten Jahren sehr stark verändert. Der medizinische Fortschritt, unter anderem ermöglicht durch eine immer komplexere Pharma- und Apparatemedizin, hat zur Folge, dass die Ärztinnen und Ärzte zwar vor großartigen Möglichkeiten stehen, aber auch in einer immer dichter werdenden Realität im Krankenhausalltag zurechtkommen müssen: Hier stehen ökonomischer Druck versus ethische Verpflichtung gegenüber jedem einzelnen Menschenschicksal, die Ausrichtung am Patientenwohl versus Kostenvermeidung, soziale Gerechtigkeit versus Fallpauschalen. Die zunehmend engen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Standards, die aufgrund verschiedener gesetzlicher Vorgaben und Rahmenbedingungen von außen definiert werden, zwingen die Mediziner, in immer stärker werdenden ökonomischen Kategorien zu denken, zu entscheiden und zu handeln. Gleichzeitig sorgen die unterschiedlichen Ansprüche von Arzt und Patient für schwierig zu bewältigende Balanceakte. Aufgrund chronischen Personalmangels bei steigendem Arbeitsdruck durch wachsende bürokratische Aufgaben mit viel Organisation und Papierarbeit sind Ärzte und Pflegekräfte oft am Ende ihrer Kräfte, fühlen sich ausgenutzt und im Stich gelassen. Es fehlt an Zeit und an Möglichkeiten, die eigenen Kräfte schonend einzusetzen.
Die Arbeitsbedingungen für Ärztinnen und Ärzte in deutschen Kliniken und Krankenhäusern haben sich in den letzten Jahren sehr stark verändert. Der medizinische Fortschritt, unter anderem ermöglicht durch eine immer komplexere Pharma- und Apparatemedizin, hat zur Folge, dass die Ärztinnen und Ärzte zwar vor großartigen Möglichkeiten stehen, aber auch in einer immer dichter werdenden Realität im Krankenhausalltag zurechtkommen müssen: Hier stehen ökonomischer Druck versus ethische Verpflichtung gegenüber jedem einzelnen Menschenschicksal, die Ausrichtung am Patientenwohl versus Kostenvermeidung, soziale Gerechtigkeit versus Fallpauschalen. Die zunehmend engen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Standards, die aufgrund verschiedener gesetzlicher Vorgaben und Rahmenbedingungen von außen definiert werden, zwingen die Mediziner, in immer stärker werdenden ökonomischen Kategorien zu denken, zu entscheiden und zu handeln. Gleichzeitig sorgen die unterschiedlichen Ansprüche von Arzt und Patient für schwierig zu bewältigende Balanceakte. Aufgrund chronischen Personalmangels bei steigendem Arbeitsdruck durch wachsende bürokratische Aufgaben mit viel Organisation und Papierarbeit sind Ärzte und Pflegekräfte oft am Ende ihrer Kräfte, fühlen sich ausgenutzt und im Stich gelassen. Es fehlt an Zeit und an Möglichkeiten, die eigenen Kräfte schonend einzusetzen.
Ärztinnen und Ärzte stehen unter Druck
Wie sehr Ärztinnen und Ärzte unter Druck stehen, zeigt eine Mitgliederbefragung des Marburger Bundes aus dem letzten Jahr [1] . Sie belegt, wie Überstunden, fehlendes Personal und zunehmender Zeitdruck an der Gesundheit der Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken zehren. An der vom Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME) durchgeführten Onlinebefragung beteiligten sich im September/Oktober 2019 bundesweit rund 6.500 angestellte Ärztinnen und Ärzte. Durch immer mehr Verwaltungstätigkeiten wird diesen laut der Studie die Arbeit verleidet.
Wie sehr Ärztinnen und Ärzte unter Druck stehen, zeigt eine Mitgliederbefragung des Marburger Bundes aus dem letzten Jahr [1] . Sie belegt, wie Überstunden, fehlendes Personal und zunehmender Zeitdruck an der Gesundheit der Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken zehren. An der vom Institut für Qualitätsmessung und Evaluation (IQME) durchgeführten Onlinebefragung beteiligten sich im September/Oktober 2019 bundesweit rund 6.500 angestellte Ärztinnen und Ärzte. Durch immer mehr Verwaltungstätigkeiten wird diesen laut der Studie die Arbeit verleidet.
• | Jeder fünfte Klinikarzt (21 %) denkt inzwischen über einen Berufswechsel nach. |
• | Rund drei Viertel der Befragten (74 %) haben das Gefühl, dass die Gestaltung der Arbeitszeiten sie in ihrer Gesundheit beeinträchtigt, z. B. in Form von Schlafstörungen und häufiger Müdigkeit. |
• | 15 % der angestellten Ärztinnen und Ärzte waren durch ihre Arbeit schon einmal so stark psychisch belastet, dass sie sich in ärztliche bzw. psychotherapeutische Behandlung begeben mussten, z. B. wegen eines Burn-outs. |
• | Durch die hohe Arbeitsverdichtung, den Personalmangel und den ökonomischen Erwartungsdruck der Klinikbetreiber kommen immer mehr Ärztinnen und Ärzte an ihre Grenzen: Knapp die Hälfte der Befragten (49 %) sagt, sie seien häufig überlastet; jeder zehnte stimmt der Aussage zu: „Ich gehe ständig über meine Grenzen”. |
Zeitaufwand für administrative Aufgaben gestiegen
Viel Zeit für die Patientenversorgung geht laut der Studie durch administrative Aufgaben verloren. Der tägliche Zeitaufwand für Datenerfassung, Dokumentation und organisatorische Tätigkeiten ist im Vergleich zu früheren Befragungen des Marburger Bundes stark angestiegen. Gaben im Jahr 2013 erst 8 % der Krankenhausärzte an, mindestens vier Stunden am Tag mit Verwaltungstätigkeiten befasst zu sein, so sind es jetzt 35 %. 25 % sagen, sie würden täglich drei Stunden mit Verwaltungsarbeit verbringen; 26 % schätzen den täglichen Zeitaufwand auf zwei Stunden und 14 % der Befragten sind eine Stunde pro Tag mit administrativen Tätigkeiten befasst.
Viel Zeit für die Patientenversorgung geht laut der Studie durch administrative Aufgaben verloren. Der tägliche Zeitaufwand für Datenerfassung, Dokumentation und organisatorische Tätigkeiten ist im Vergleich zu früheren Befragungen des Marburger Bundes stark angestiegen. Gaben im Jahr 2013 erst 8 % der Krankenhausärzte an, mindestens vier Stunden am Tag mit Verwaltungstätigkeiten befasst zu sein, so sind es jetzt 35 %. 25 % sagen, sie würden täglich drei Stunden mit Verwaltungsarbeit verbringen; 26 % schätzen den täglichen Zeitaufwand auf zwei Stunden und 14 % der Befragten sind eine Stunde pro Tag mit administrativen Tätigkeiten befasst.