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11151 Implementierung von Antibiotic Stewardship im Krankenhaus

Die zunehmende Resistenzentwicklung von Bakterien gegen Antibiotika ist ein ernst zu nehmendes weltweites Problem, das auch Deutschland erreicht hat [1] [2]. Der optimierte und rationale Einsatz von Antibiotika ist essenziell, um diese Entwicklung zumindest zu bremsen. Verschiedene Ansatzpunkte, zusammengefasst als Antibiotic Stewardship, sollen und können in Krankenhäusern verschiedener Versorgungsstufen im Sinne eines Qualitätsmanagements eingeführt, überprüft und weiterentwickelt werden [3].
Arbeitshilfen:
von:

1 Warum Antibiotic Stewardship?

Postantibiotische Ära
Die Behandlung von Patienten und Patientinnen mit multiresistenten Krankheitserregern (MDR, Multi Drug Resistant) ist eine seit Jahren zunehmende Herausforderung in Krankenhäusern, insbesondere auf den Intensivstationen oder bei immungeschwächten Patienten und Patientinnen. In einigen Ländern der Welt wird sogar die Befürchtung der „Postantibiotischen Ära” [1] geäußert, aber auch in Deutschland nimmt das Problem besonders im Bereich der gramnegativen Bakterien zu [2] [4]. Antibiotic-Stewardship- (ABS) oder Anti-microbial-Stewardship-Programme (ASP) sind ein sinnvoller Ansatz, um weiteren Resistenzentwicklungen entgegenzuwirken [3] [5]. In Deutschland erhalten 25–33 % der in Krankenhäusern behandelten Patienten und Patientinnen Antibiotika, auf Intensivstationen 50 %. 20–50 % dieser Verordnungen gelten jedoch nach derzeitigem Forschungsstand als inadäquat [4]: falsche Substanzauswahl, falsche Dosierung, falsche Therapiedauer und unnötig breit wirksame Therapie mit „Kollateralschäden” in Form von Resistenzentwicklung und vermeidbaren Nebenwirkungen. Entsprechend den Empfehlungen der amerikanischen Infectious Diseases Society of America [5] hat ein Antibiotic-Stewardship-Programm folgende Charakteristika und Ziele:
Ziele von ABS
Koordinierte Interventionen, um den Einsatz von Antibiotika zu messen und zu verbessern. Dazu gehören
Selektion der optimalen Substanz,
Dosierung,
Dauer der Therapie,
Art/Weg der Verabreichung.
Daraus folgende, nachprüfbare Verbesserungen umfassen
verbessertes Outcome der Patienten und Patientinnen,
Reduktion von Nebenwirkungen, vor allem Clostridium diffizile Durchfallerkrankungen,
verbesserte Wirksamkeit (Sensibilität) von Reserveantibiotika im Sinne der optimierten Nutzung von Ressourcen,
Reduktion von Kosten, zum einen für Antiinfektiva, zum anderen für verlängerte Krankenhausaufenthalte.
ABS-Programme sollen, da sie eine Verbesserung der Patientenversorgung anstreben, in die Qualitätssicherung der Krankenhäuser integriert werden. Dabei kann und muss auf existierende Daten externer Qualitätssicherungssysteme (Infektionsschutzgesetz) wie Antibiotikaverbrauch und Erfassung/Surveillance multiresistenter Erreger zurückgegriffen werden. In der Folge werden die Qualitätsindikatoren zur Strukturqualität (personelle Ausstattung, notwendige zu erhebende Daten) und zur Prozessqualität (Änderung und Überprüfung des Verordnungsverhaltens) vorgestellt und die Schritte zur Implementierung eines funktionierenden PDCA-Zyklus beschrieben.

2 Schritte zur Implementierung von ABS

2.1 Entscheidung zur Implementierung

Entscheidung für Antibiotic Stewardship auf Leitungsebene
Der Beschluss („Plan” im PDCA-Zyklus) ein Antibiotic-Stewardship-Programm im eigenen Krankenhaus zu starten, sollte durch die Geschäftsführung/Betriebsleitung aktiv unterstützt und beauftragt werden, um den Wert des Projekts auf übergeordneter Ebene klar herauszustellen. Alle Chefärzte und -ärztinnen sowie leitenden Ärzte und Ärztinnen der betroffenen Fachkliniken sollen informiert, einverstanden oder aktiv eingebunden sein, um kein Klima des Misstrauens entstehen zu lassen.

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