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13521 Gute Qualität in der Pflege – wie das zentrale Qualitätsmanagement unterstützen kann

In welcher Form ein zentrales Qualitätsmanagement die Qualität in der Pflege unterstützen kann, beleuchtet dieser Beitrag. Jenseits etablierter Qualitätsmanagementinstrumente werden ergänzende Methoden und Anregungen vorgestellt, die nicht nur Struktur-, Prozess und Ergebnisqualität messen, sondern die Pflegenden unmittelbar unterstützen können. Im Fokus stehen vier Themen: In einer Stationspatenschaft auf Zeit kann das zentrale QM hautnah erlebt werden. Je besser das QM die Kunst der Regelerstellung beherrscht, desto eher finden diese Beachtung. Praxisbeispiele aus der Charité – Universitätsmedizin Berlin zeigen, wie durch wirksame Multiplikationsstrukturen Beauftragte zu Experten werden und welchen Nutzen die Methode einer zentralen Evaluation der Pflegeprozessdokumentation haben kann.
von:

1 Praxisnähe

Qualität erschafft sich nicht von allein im luftleeren Raum. Hinter jeder akkurat ausgeführten Leistung im pflegerischen Kontext stehen Menschen, deren Anliegen es ist, anderen Menschen zu helfen. Aus diesem Grund haben sie einen Pflegeberuf gewählt, sich weitergebildet oder studiert. Wie gut Pflege im Alltag gelingt, ist neben einer guten Ausbildung auch davon abhängig, in welchem Umfeld und unter welchen Bedingungen Pflegehandlungen geschehen.

1.1 Qualitätsmanagement hautnah

Wie gut kennen Sie die Arbeitsbedingungen von Pflegenden wirklich? Können Sie sich vorstellen, wie es ist, in seiner Arbeit täglich unzählige Male unterbrochen zu werden? Nicht zu wissen, wo man zuerst anfangen soll, weil alles gleich dringend und wichtig erscheint? Keine Zeit zu haben, die vielen sich ständig ändernden Vorschriften und Neuigkeiten zu lesen, geschweige denn zu verinnerlichen?
Pflegerealität bewusst?
Mitarbeitende in zentralen QM-Teams kommen in vielen Fällen auch aus dem pflegerischen/medizinischen Kontext. Sie behalten dabei ihre eigenen Erfahrungen in Erinnerung. Mit der Zeit und dem Abstand verblassen diese jedoch und passen nicht mehr zu der sich inzwischen weiterentwickelnden Pflegerealität. Besonders in größeren Einrichtungen/Kliniken ist das Qualitätsmanagement als Stabsstelle bzw. Verwaltungseinheit organisiert; der Arbeitsalltag der Qualitätsmanagerinnen und Qualitätsmanager unterscheidet sich deutlich von dem ehemaligen Dienst am Krankenbett. Über die Jahre schwindet der Praxisbezug, und unmerklich ändern sich mit der eher theoretischen Beschäftigung auch Denkweise und Sprache.
Wie kann es einem zentralen QM-Team gelingen, trotzdem nah bei den patientenversorgenden Berufsgruppen zu sein und die Menschen zu stärken, die täglich Pflege leisten und Pflegequalität erbringen sollen?
Stationspatenschaft auf Zeit
Eine Möglichkeit des kontinuierlichen Austauschs mit Pflegenden ist eine Stationspatenschaft auf Zeit. Jedes Teammitglied des zentralen Qualitätsmanagements wird dabei für einen definierten Zeitraum (zum Beispiel für ein Jahr) Pate bzw. Patin einer Stationseinheit. Dazu gehören verlässliche Präsenzzeiten vor Ort, in denen der Pflegealltag begleitet, miterlebt und ganz praktisch unterstützt wird. Dazu können beispielsweise feste Tage im Monat vereinbart werden, in denen die Patin oder der Pate des zentralen QM auf der Station mitarbeitet. Durch den regelmäßigen niederschwelligen Kontakt jenseits von Audit- und Prüfsituationen werden Stationspaten aus dem zentralen QM nahbar. Sie werden zu Vertrauten, zu Partner:innen des Pflegeteams, die man unmittelbar fragen, denen man umgekehrt auch etwas Neues zeigen kann. Auf beiden Seiten wird sichtbar, dass auch QM-Mitarbeitende nicht alles wissen, Schwächen haben und Fehler machen. Im kollegialen Umgang miteinander kommt es dabei im besten Fall auf beiden Seiten zur Reflexion des eigenen Selbstverständnisses und Handelns.
Positive Fehlerkultur
Dann haben Mitarbeitende des zentralen QM auch die Gelegenheit, eine positive Fehlerkultur vorzuleben und damit Einfluss zu nehmen. Wenn Fehler bemerkt werden, geht es nicht um die Schuldfrage, wird nicht nach Personen gefahndet, wird keine Rüge erteilt. In diesen Situationen können Bereichsleitung und Pflegende behutsam in einen anderen Denkansatz hineingenommen werden:
Was sind fehlerbegünstigende Faktoren?
An welchen Stellen treten sie auf?
In welcher Form sind sie beeinflussbar?
Die Kommunikation ist von einem wertschätzenden Umgang miteinander geprägt.
Pflegealltag hautnah
QM-Mitarbeitende erleben, welchen Durchdringungsgrad zentrale Regelungen in der Praxis haben. Sie entdecken, warum manches nicht ankommt oder nicht wahrgenommen wird. Sie erkennen auch, warum manche Regel – vom „grünen Tisch” erstellt – nicht umgesetzt werden kann. Sie sehen den Pflegealltag im ablaufgetriebenen Gefüge der unter enormem Zeitdruck agierenden Pflegenden und sie erkennen auch, an welchen Stellen dank kleiner Änderungen Prozesse besser laufen könnten.

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