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06307 Qualität in der Pflege – Unterstützung durch den Leitfaden „Gute Stationsorganisation”

Pflegequalität entsteht nicht allein durch fachliches Können, sondern in hohem Maße durch gut gestaltete Arbeitsorganisation. Vor dem Hintergrund steigender Anforderungen und anhaltendem Personalmangel rückt die Arbeitsorganisation in den Fokus eines wirksamen Qualitätsmanagements.
Der Beitrag stellt den überarbeiteten Leitfaden „Gute Stationsorganisation” der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) vor – ein praxisorientiertes Instrument zur strukturierten Analyse und Verbesserung pflegerischer Arbeitsabläufe. In acht systematisch aufgebauten Schritten unterstützt der Leitfaden Pflegebereiche dabei, relevante Organisationsbausteine zu identifizieren, Veränderungsmaßnahmen abzuleiten und diese wirksam umzusetzen.
Die Einbindung der Pflegenden in den Veränderungsprozess stärkt nicht nur die Akzeptanz, sondern auch die Nachhaltigkeit der Maßnahmen. Praxisbeispiele zeigen, wie der Leitfaden als Bestandteil eines prozessorientierten Qualitätsmanagements dazu beitragen kann, die Pflegequalität zu sichern, Mitarbeiterbindung zu stärken und Versorgung nachhaltig zu verbessern – auch unter herausfordernden Bedingungen.
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1 Zusammenhang von guter Stationsorganisation und Qualität in der Pflege

1.1 Herausforderungen und Potenziale des Pflegeberufs

Die Pflege stellt einen zentralen Pfeiler des Gesundheitssystems dar und ist durch steigenden Versorgungsbedarf aufgrund der Zunahme der Zahl der Pflegebedürftigen [1] gekennzeichnet. Pflegende erfahren ihre Tätigkeit zugleich als herausfordernd und erfüllend, insbesondere durch den direkten Kontakt mit Menschen und die Vielfalt der pflegerischen Aufgaben. Neben fachlichem Wissen und interdisziplinärer Zusammenarbeit erfordert der Beruf eigenverantwortliches Handeln und die Übernahme von Verantwortung für kranke und hilfebedürftige Personen [2]. Die steigende Nachfrage durch immer mehr pflegebedürftige Menschen sichert dem Beruf eine langfristige Perspektive [3].
Gleichzeitig besteht ein erheblicher Mangel an Pflegekräften. Ursachen dafür sind ungünstige Arbeitsbedingungen wie Schichtarbeit, hohe körperliche und emotionale Belastungen sowie Personalmangel, was zu hoher Arbeitsintensität führt. Zudem wird die gesellschaftliche Wertschätzung als unzureichend empfunden und Entwicklungsmöglichkeiten erscheinen begrenzt. Diese Faktoren führen zu Ausbildungsabbrüchen und vorzeitigem Berufsausstieg [4].
Aufgaben und Ziele der professionellen Pflege
Professionelle Pflege umfasst die eigenverantwortliche Versorgung und Betreuung von Menschen aller Altersgruppen in verschiedenen Lebenssituationen, sowohl gesund als auch krank. Sie beinhaltet Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention, Pflege und Fürsorge kranker und sterbender Menschen, Förderung sicherer Umgebungen, Forschung und Mitwirkung an Gesundheitspolitik und Bildung. Die Aufgaben umfassen unter anderem Pflegeplanung, Durchführung und Dokumentation, Gesundheitsbeobachtung, Beratung, Aktivierung, interprofessionelle Zusammenarbeit sowie Begleitung Sterbender [5].

1.2 Arbeitsorganisation als Schlüssel zur Pflegequalität

Eine gute Arbeitsorganisation in Kliniken ist entscheidend für die Arbeitszufriedenheit, Gesundheit und Motivation des Pflegepersonals. Sie wirkt sich positiv auf die Pflegequalität, Fehlzeiten, Mitarbeiterbindung und Wirtschaftlichkeit aus. Veränderungen etablierter Abläufe sind zeitaufwendig, zahlen sich jedoch aus [6].
Auch gesetzliche Regelwerke wie die Biostoffverordnung (BioStoffV), die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) und die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) unterstreichen die Bedeutung einer gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung – nicht zuletzt im Sinne der Qualitätssicherung. Sie fordern, dass Arbeitsbedingungen so gestaltet sind, dass keine zusätzlichen Gefährdungen – auch keine psychischen – entstehen [7]. Im pflegerischen Alltag bedeutet das beispielsweise, kritische Tätigkeiten wie Blutentnahmen nicht unter hohem Zeitdruck oder bei häufigen Unterbrechungen durchführen zu müssen. Die gezielte Berücksichtigung solcher Faktoren trägt nicht nur zum Schutz der Beschäftigten bei, sondern verbessert zugleich die Patientensicherheit und die Versorgungsqualität – und erfüllt damit zentrale Anforderungen an ein ganzheitliches Qualitätsmanagement.

1.3 Der BAuA-Leitfaden: praxisnahe Unterstützung für die Stationsorganisation

Leitfaden „Gute Stationsorganisation”
Der in diesem Beitrag thematisierte Leitfaden „Gute Stationsorganisation” der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) [8], der bereits in einer zweiten überarbeiteten Version vorliegt, unterstützt Pflegebereichsleitungen durch systematische Erfassung und Bewertung der Stationsorganisation sowie Ab-leitung von Verbesserungsmaßnahmen. Er basiert auf einem modularen Konzept mit 14 Bausteinen, die unterschiedliche Organisationsaspekte adressieren. Die Einbeziehung des Pflegepersonals in den Veränderungsprozess ist zentral, um praxisnahe und akzeptierte Lösungen zu entwickeln. Damit kann dieses unterstützende Vorgehen ein Bestandteil des Qualitätsmanagements nach ISO 9001 sein: Durch eine kontinuierliche Überwachung und Bewertung von Abläufen und Dienstleistungen sowie systematische Erhebungen der Patientenzufriedenheit wird eine strukturierte Analyse und Verbesserung der Versorgungsqualität ermöglicht [9].
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