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10201 Wege zur Schließung von digitalen Kompetenzlücken

Digitale Kompetenz beschreibt die Fähigkeit, sich in einer digitalisierten Welt zurechtzufinden. Was steckt genau dahinter: eine große Chance für die Weiterbildung, denn digitale Kompetenzen umfassen eine breite Palette von Fähigkeiten, Einstellungen, Verhaltensweisen und Strategien, die in einem digitalen Umfeld nicht umgangen werden können. Das bedeutet, dass Bereiche und Einrichtungen im Gesundheitswesen ihre Mitarbeitenden in die Lage versetzen und befähigen müssen, sich schnell und flexibel anzupassen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Planung der Kompetenzentwicklung im Gesundheitsbereich sowie über Möglichkeiten, die genutzt werden können, um digitale Kompetenzlücken schnell und effektiv zu schließen.
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1 Einleitung

1.1 Ziele eines systematischen Kompetenzmanagements

Definition
Als Kompetenzmanagement wird der systematische Umgang mit Kompetenzen bezeichnet. Er steht in engem Zusammenhang zu den strategischen Unternehmenszielen. „Kompetenzen umfassen Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Problemlösung sowie die Bereitschaft und Motivation, diese Problemlösefähigkeiten in verschiedenen Situationen anzuwenden”. [1]
Das Kompetenzmanagement besteht aus unterschiedlichen Aufgaben
Identifikation der notwendigen Kompetenzen
Erstellung von Kompetenzprofilen
Analyse der vorhandenen Kompetenzen
Maßnahmen einführen, um Kompetenzlücken zu schließen
Aktualisierung von Kompetenzen
Ebenen und Aufgaben
Ein systematisches Kompetenzmanagement setzt sich aus unterschiedlichen Aufgaben zusammen, die drei Ebenen zugeordnet werden können. Abbildung 1 stellt die Zusammenhänge dar.
Abb. 1: Die drei Ebenen des Kompetenzmanagements
Die drei Ebenen bilden einen kontinuierlichen Kreislauf.Die normative Ebene stellt die oberste Ebene dar und macht die Vorgaben, die auf der zweiten, der strategischen Ebene in die notwendigen Kompetenzmodelle und Anforderungsprofile übersetzt werden. Aufgrund dieser Vorgaben kann in der dritten, der operativen Ebene, konkret auf die Umsetzung eingegangen werden.
Aus diesen Ausführungen wird ersichtlich, dass die Ebenen aufeinander aufbauen und einen Kreislauf bilden, da die Ergebnisse der operativen Ebene wieder in die normative und strategische Ebene einfließen, um das Kompetenzmanagement kontinuierlich zu verbessern und um die Kompetenzentwicklung kontinuierlich an den geforderten Kompetenzen ausrichten zu können. [2]
Ziele
Die Ziele für das Kompetenzmanagement lassen sich ebenso den vorher dargestellten Ebenen zuordnen. Abbildung 2 gibt einen Überblick darüber. [3] Auch wenn das Kompetenzmanagement systematisch aufgebaut ist, stellt es dennoch große Herausforderungen für Organisationen, Einrichtungen und Bereiche im Gesundheitswesen dar – insbesondere im Hinblick auf den Erwerb und die Vermittlung von Kompetenzen.
Abb. 2: Ziele des Kompetenzmanagements

1.2 Herausforderungen für Kompetenzerwerb und -vermittlung

Kompetenzerwerb und -vermittlung sind heutzutage wichtige Voraussetzungen, damit alle Akteure im Gesundheitswesen mit der digitalen Transformation Schritt halten können. Im Moment richtet sich die Aufmerksamkeit auf die sichere Vernetzung im Gesundheitswesen (Telematikinfrastruktur, IT), wie z. B. die elektronische Gesundheitskarte, (eGK), die elektronische Patientenakte (ePA), das elektronische Rezept (E-Rezept), digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) die, digitale Pflegeanwendungen (DiPA) oder Diagnostik mit KI-Unterstützung. Solche digitalen Transformationen, verändern auch die notwendigen Kompetenzen der Beschäftigten in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen, etc. [4] [5]
Wettbewerbsfähigkeit
Um die Wettbewerbsfähigkeit im Gesundheitswesen nachhaltig zu sichern, muss gegen viele Faktoren, wie z. B. steigende Kosten, demografischer Wandel, Fachkräftemangel angekämpft werden. Die Digitalisierung wird dabei ganz in den Vordergrund gestellt, um Effizienz, Qualität und Innovationsfähigkeit zu steigern und somit die Wettbewerbsfähigkeit des Gesundheitswesens nachhaltig zu sichern.
Das bedeutet, dass alle Bereiche im Gesundheitswesen ihre Mitarbeitenden kontinuierlich ausbilden und weiterentwickeln und ihnen vor allem die notwendigen digitalen Kompetenzen vermitteln müssen. Nur die Gesundheitssparten, deren Mitarbeitende mit der Digitalisierung Schritt halten können, werden zukünftig in ihrem Bereich erfolgreich sein.
Sicherlich stellen Kompetenzerwerb und die -vermittlung eine Grundvoraussetzung für den Erfolg dar, dennoch darf nicht unterschätzt werden, welche vielfältigen und komplexen Herausforderungen damit verbunden sind. [6] In Abbildung 3 sind wichtige Herausforderungen [6] [7] [8] dargestellt, die im Anschluss kurz erläutert werden.
Abb. 3: Wichtige Herausforderungen
Komplexität
Der technologische Wandel wird sich zunehmend rasanter entwickeln. Das bedeutet, dass sich der Gesundheitsbereich immer schneller an neue Technologien, wie beispielsweise künstliche Intelligenz und Digitalisierung anpassen muss. Das gestaltet sich nicht so einfach, da beispielsweise in der Pflege nicht allein Fachwissen ausreicht, sondern auch die Handlungsfähigkeit gegeben sein muss und in der Medizin zunehmend kommunikative, soziale und ethische Kompetenzen notwendig werden.
Ressourcenknappheit
Mitarbeiter haben oft nicht ausreichend Zeit zur Verfügung, um an Weiterbildungen teilnehmen zu können. Daher muss sich gerade der Gesundheitsbereich mit neuen flexiblen Lernangeboten auseinandersetzen, die es ermöglichen, dass Mitarbeiter auch während der Arbeitszeit und von zu Hause aus Wissen erwerben können.
Future Skills
Vor dem Fortschreiten der Digitalisierung standen medizinisches Fachwissen und praktische Fertigkeiten im Vordergrund. In der heutigen Zeit wird erwartet, dass Pflege- und medizinische Fachkräfte über digitale Kompetenzen verfügen, Daten analysieren und bewerten und mit Datenschutzvorgaben und Patientenrechten umgehen können. In der Praxis ergeben sich jedoch häufig Probleme, da z. B.
bei den Mitarbeitenden Unsicherheit im Umgang mit dem Datenschutz und der Cybersicherheit besteht,
digitale Tools nur unzureichend in die Arbeitsläufe integriert sind,
Mangel an Vertrauen in die Digitalisierung vorherrscht,
die IT-Kenntnisse beim medizinischen Personal oft erst aufgebaut werden müssen. [5]
Demografischer Wandel
Der demografische Wandel macht sich auch im Gesundheitsbereich durch eine alternde Belegschaft bemerkbar. Zu wenig jüngere Menschen folgen nach, so dass die ausscheidenden Fachkräfte nicht komplett ersetzt werden können. Dazu kommt, dass es zu einer digitalen Spaltung kommen kann, denn oft sind die jüngeren Fachkräfte eher in der Lage sich mit neuen digitalen Technologien und Werkzeugen auseinanderzusetzen, wohingegen bei den Älteren häufig Berührungsängste bestehen. Das bedeutet, dass Weiterbildungsangebote auch diesen Aspekt berücksichtigen müssen.
Kosten für Weiterbildung
Die Investition in die Weiterbildung von Mitarbeitenden ist notwendig und sinnvoll, dennoch werden gerade im Gesundheitsbereich der Sach-, Zeit- und Personalaufwand gut abgewogen, um Weiterbildung kosten- und ressourcensparend durchführen zu können. Erschwerend kommt hinzu, dass im Gesundheitsbereich eine Reihe gesetzlicher Fortbildungspflichten bestehen, die auch das zur Verfügung stehende Schulungs-und Weiterbildungsbudget belasten.
Die oben aufgeführten Herausforderungen zeigen, wie wichtig es ist, dass sich der Gesundheitsbereich gezielt mit dem Thema auseinandersetzt, um innovative Ansätze zu verfolgen und um neue Medien nutzen zu können. Nur so wird den Mitarbeitenden die Möglichkeit gegeben ihre Potenziale entfalten zu können, um den Anforderungen, die an sie gestellt werden, gerecht zu werden.

1.3 Mögliche Kompetenzlücken

Wenn im Gesundheitsbereich die Herausforderungen nicht oder nur unzureichend bewältigt werden, dann werden Kompetenzlücken entstehen, die sich nur sehr schwer wieder schließen lassen und die Qualität der Versorgung vermindern können. Gesundheits- und medizinische Einrichtungen müssen daher ermitteln, wo Defizite zwischen Ist- und Soll-Zustand bestehen, um feststellen zu können, welche Kompetenzen fehlen und welche ausgebaut werden müssen.
Kompetenzlücken
Tabelle 1 gibt einen Überblick über mögliche Kompetenzlücken.
Tabelle 1: Beispiele für digitale Kompetenzlücken
Kompetenzbereich (in Anl. an DigComp 2.2)
Mögliche Lücken (Beispiele)
Information und Daten
Unsicherheit bei der Durchführung gezielter Internetrecherchen zu medizinischen oder pflegerischen Themen.
Schwierigkeiten bei der Bewertung der Qualität und Richtigkeit von medizinischen Informationen im Internet.
Kommunikation und Zusammenarbeit
Wenig oder keine Erfahrung mit der Nutzung von Kommunikations- und Kollaborationsplattformen (z. B. digitale Patientenakten, Telemedizin-Plattformen).
Unzureichende Kenntnisse im sicheren Umgang mit digitalen Endgeräten (z. B. PC, Tablet, Smartphone)
Digitale Inhalte
Fehlendes oder unzureichendes Wissen über die Erstellung von digitalen Informationsmaterialien (z. B. Broschüren von Pflegeeinrichtungen, Patienteninformationen, etc.).
Fehlende oder unzureichende Fähigkeiten, um Software zur Erstellung, Bearbeitung und Präsentation von Inhalten im Gesundheitskontext Nutzen zu können.
Sicherheit
Mangelndes Wissen über Datenschutzbestimmungen im Gesundheitswesen (z. B. DSGVO, Schweigepflicht).
Unzureichende Kenntnis über IT-Sicherheitsmaßnahmen beim Umgang mit sensiblen Patientendaten (z. B. Verschlüsselung, Zugriffskontrollen).
Problemlösung
Unzureichende Kenntnisse, um digitale Werkzeuge und Tools für Problemlösungen in den täglichen Arbeitsabläufen auszuwählen oder zu nutzen.
Um digitalen Kompetenzlücken sowie einer Verminderung der Innovationsfähigkeit entgegenzuwirken, ist eine konsequente und kontinuierliche Feststellung der notwendigen Kompetenzen von zentraler Bedeutung. Damit rückt die fortlaufende Weiterbildung der Mitarbeitenden verstärkt in den Fokus, um die Anforderungen der Digitalisierung zu bewältigen und eine hochwertige Patientenversorgung sicherzustellen.

2 Möglichkeiten für das Schließen von digitalen Kompetenzlücken

2.1 Strategischen Rahmen und organisatorische Voraussetzungen schaffen

Bevor die benötigten Kompetenzen aufgebaut und weiterentwickelt werden können, müssen der strategische Rahmen und die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden. Die Ermittlung der notwendigen Kompetenzen richtet sich in erster Linie nach den strategischen Entscheidungen und verbindet die Ausrichtung der jeweiligen Gesundheitseinrichtung mit den operativen Notwendigkeiten. Daher bilden die strategischen Entscheidungen die Basis für die Kompetenzbedarfsermittlung und Kompetenzentwicklung. Zudem orientiert sie sich an der Organisationsstruktur der jeweiligen Gesundheitseinrichtung und wird entlang den Fachbereichen, Abteilungen, Stationen, Teams und Aufgaben ausgerichtet, um zum Erfolg zu führen. [9]
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